Entwerfen SS 25: Adaptive Re-Use
Profanierung als Ausgangspunkt in der Lindengasse
Vienna’s seventh district is characterised by its unmistakable ambience, which represents a harmonious combination of urban dynamism and historical charm. The task is centred on an existing (Protestant) sacred space with associated community rooms adjacent to an inner courtyard. Due to a planned amalgamation, the previous use of these premises will become obsolete in the foreseeable future. Against this background, the fundamental question arises as to how the deconsecrated church space and the neighbouring areas can be used sensibly in the future. This property opens up a wide range of possibilities for creative architectural approaches that also incorporate the street space of Lindengasse. The focus here is on the development and elaboration of utilisation scenarios that both meet the current requirements of the district’s residents and users and also offer future-oriented perspectives. The aim is to create functional and inspiring utilisation concepts that are combined with targeted architectural measures in order to generate tangible added value for the district. This calls for innovative and sustainable solutions that fit seamlessly into the existing urban environment. The main task is to design a realisable overall concept and develop a concrete design solution for the property.
Aufgabe
Der siebente Wiener Gemeindebezirk zeichnet sich durch sein unverwechselbares Ambiente aus, das eine harmonische Verbindung von urbaner Dynamik und historischem Charme darstellt. Die Aufgabe konzentriert sich auf einen bestehenden (evangelischen) Sakralraum mit dazugehörigen Gemeinderäumen, die an einen Innenhof angrenzen. Durch eine geplante Zusammenlegung wird die bisherige Nutzung dieser Räumlichkeiten in absehbarer Zeit obsolet. Vor diesem Hintergrund stellt sich die grundlegende Frage, wie der entweihte Kirchenraum und die angrenzenden Flächen künftig sinnvoll genutzt werden können. Diese Liegenschaft eröffnet vielfältige Möglichkeiten für kreative architektonische Ansätze, die auch den Straßenraum der Lindengasse einbeziehen. Im Fokus stehen dabei die Entwicklung und Ausarbeitung von Nutzungsszenarien, die sowohl den aktuellen Anforderungen der Anwohner und Nutzer des Bezirks entsprechen als auch zukunftsgerichtete Perspektiven bieten. Ziel ist es, funktionale und zugleich inspirierende Nutzungskonzepte zu schaffen, die mit gezielten architektonischen Maßnahmen kombiniert werden, um einen spürbaren Mehrwert für den Bezirk zu generieren. Gefragt sind hierbei innovative und nachhaltige Lösungen, die sich nahtlos in das bestehende städtische Umfeld einfügen. Die Hauptaufgabe besteht darin, ein umsetzbares Gesamtkonzept zu entwerfen und eine konkret realisierbare Gestaltungslösung für die Liegenschaft zu erarbeiten.
Resumee
Betrachtet man die unterschiedlichen Projektansätze zur Neuentwicklung respektive Verwandlung des evangelischen Kirchenraumes, so wird rasch ersichtlich, dass die wohl zentrale Herausforderung im Umstand liegt, einerseits den Charakter des Ortes möglichst zu wahren und andererseits den Raum zu öffnen und ein Mehr an Tageslicht zuführen zu wollen. Die signifikanten über die gesamte Längsfront sich erstreckenden Kirchenfenster, welche als eigenständiges Kunstwerk zu werten sind, verleihen den Raum unstrittig einen besonderen Charakter, stehen der Tageslichtzufuhr jedoch auch unleugbar im Wege. Aus diesem Grunde werden unterschiedliche Wege beschritten aus diesem Dilemma einen Ausweg zu finden. Einer dieser Wege ist es eine Funktion zu bedenken, welche auch ohne ein hohes Maß an Tageslicht auskommt und sich damit die vorhandene Situation zu Nutze macht, resp. diese atmosphärisch gezielt einsetzt. So entstehen räumliche Sequenzen des Rückzuges und kontemplative Raumgefüge. Ein anderer Weg ist es, neue Tageslichtöffnungen, beispielsweise durch die Schaffung von Oberlichtern, zu kreieren. Hierbei wird der Raumcharakter ein gänzlich anderer und der Denkhorizont für diverse anderweitige Nutzungen wird geöffnet. Lesen, Veranstaltungen und Mehr wird solcherart mit einem Male möglich. Der dritte Pfad ist jener der Öffnung oder gar gänzlichen Neuverortung hinsichtlich der Glasfensterfront. Nicht selten erfährt die religiöse Glasmalerei dann auch an unerwarteten Stellen eine Art Wiedergeburt. Ob als bewegliches Raumtrennelement, als Brüstungsfront oder gar als dominante räumliche Zäsur in einem loft-artigen Gefüge. Der Betrachter ist überrascht, ob der Vielfalt an Ansätzen, die hier beschritten werden. Fest steht, der bestehende Sakralraum ist über die Jahre Bestandteil der Gemeinde und seines Umfeldes geworden und trägt seine Geschichte mehr oder minder sichtbar eingeschrieben in sich. Eine etwaige Umgestaltung verlangt also nach einer Geschichtsfortschreibung, einem neuen Kapitel in Bezug auf die vorangegangene Historie. Gleichermaßen gilt es die in die Jahre gekommene Baulichkeit, also das physische Gerüst, in die heutige Zeit zu überführen: es zugänglich zu machen, barrierefrei – so weit möglich – auszugestalten, es zu belichten wie auch zu belüften und es mit Sanitärvorrichtungen auszustatten – kurzum, die Räumlichkeit in eine im heutigen Sinne nutzbare Baulichkeit zu verwandeln.