Entwerfen SS 03

Explore:Objects (math.space)

Im Wiener Museumsquartier wird ab dem Frühjahr 2003 im Bereich des „Quartier 21“ der sogenannte „math.space“ eröffnet. Es soll darin Mathematik im wahrsten Sinne des Wortes veranschaulicht und greifbar gemacht werden. Der Standort erweist sich aufgrund seiner Einbettung in die neue Wiener Ausstellungslandschaft als überaus geeignet. Ausstellungsobjekte im math.space werden deshalb nicht zuletzt als Artefakte verstanden. Themenschwerpunkte liegen auf dem dialektischen Verhältnis von Mathematik zu Theater, Kino, Musik, Malerei, Architektur, etc.

AUFGABE

In diesem Entwerfenprogramm sollen „anregende Objekte“ entwickelt werden, die zum einen zu spielerisch explorierendem Umgang animieren und andererseits ein „Rätsel“ preiszugeben haben Den Besuchern (ab dem Kindergartenalter) sollen auf anregende und spannende Weise die Geheimnisse rund um den Gebrauch oder aber die Herstellung solcher Objekte nahegebracht werden. Als Grundvoraussetzung gilt, dass die zu entwerfenden Objekt mobil sind. Demnach gleichsam als „one-manshow“ an unterschiedlichen Orten ihren Betrieb aufnehmen können. Es gilt einen interesseweckenden Attraktor für den im Quartier 21 angesiedelten math.space zu entwickeln. Ein Objekt das den Betrachter zur Interaktion animiert, ihm eine Handlungsweise abverlangt und im Zuge dessen den ihm zu Grunde liegenden Sachverhalt verdeutlicht. So lassen faltbare Objekte oder Strukturen den Sprung vom zweidimensionalen Schnittbogen in statisch funktionierende dreidimensionale Einheiten beispielsweise zum Sitzen oder liegen nachvollziehen. Pneumatische Objekte könnten Aufschluß über das notwendige Volumen und seine unterschiedlichen Gestaltausprägungen bieten, aber auch Objekte zur „Vermessung“ architektonisch-mathematischen Raums und vieles mehr ist denkbar. Der Zusammenhang zur Mathematik im weiteren Sinne wird als Herausforderung, nicht jedoch als Einschränkung verstanden. Diesbezügliche Diskussion und ein Review mit Mathematikern ist vorgesehen und soll von beiden Seiten als erweiternder Impuls gesehen werden.

LEISTUNGSUMFANG

Gefordert ist zum einen das Objekt im Maßstab 1:1, welches im oben genannten Sinne voll funktionstüchtig ist und zum anderen eine den Gebrauch erläuternde Aufarbeitung. Zweitere kann sowohl grafischer Natur sein, als auch in Form einer computergestützten Darstellung abgegeben werden. Es werden hierbei keine Einschränkungen gemacht, jedoch sollte die Dokumentation wiederholt zur Anwendung kommen können. Die erarbeiteten Objekte sollen zum einen den math.space im Quartier 21 bewerben und zugleich als längerfristige Spiel und Erläuterungsmodelle dienen. Es besteht damit mit diesem Programm eine durchaus reelle Chance mit einem Fußbabdruck im Museumsquartier Platz zu finden. Die 4-stündige Übung bezieht sich auf die Entwicklung einer einzigen Situation, wohingegen die 8-stündige Übung auch eine Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang verschiedener Lösungen einfordert.

RESUMEE: Math space

Ohne Zweifel besteht ein enger Zusammenhang zwischen den beiden wissenschaftlichen Disziplinen Architektur und Mathematik. So wird denn auch das Vermessen und Maß geben zur Basis auf Grundlage dessen architektonische Schöpfungen überhaupt erst gefertigt werden können. Dass darüber hinaus die Verhältnisse dieser Zahlenangaben untereinander über die Zeiten hinweg von einer Vielzahl an Architekturschaffenden erhöhte Bedeutung erfuhren, braucht wohl nicht gesondert erwähnt zu werden. Man denke bloß an die Vielzahl an Proportionslehren, welchen es von Jahrhundert zu Jahrhundert zu folgen galt.Im Rahmen der hier vorgestellten Entwürfen wurde versucht eine ausgewählte mathematische Grundlage zum Thema jeweils eines architektonischen Entwurfes zu machen. Die Mathematik fand also nicht erst im Moment der präzisen maßlichen Erfassung des Objektes Niederschlag, sondern bildete bereits den Grundstein für alle nachfolgenden Entwurfsschritte. Ganz gleich ob es sich bei den letzlich gefertigten Objekten um Möbel, Fassadenvorschläge oder „Spiel“-zeuge handelt, stets bildet die mathematische Erfahrung im Zuge der Explorierung den Zugang. Die körperliche Interaktion, welche gleichsam zwangsläufig von den Objekten eingefordert wird, gestattet es dem zu Grunde liegenden mathematischen Sachverhalt spielerisch auf die Schliche zu kommen. Fragen über die Zusammengehörigkeit, Volumen, Gleichgewicht und Vervollständigung wurden zur Grundlage der hier vorgestellten spielerischen Objekte, welche räumlich und nicht selten sogar funktionell im erweiterten Sinne sind. Mathematik wird im Rahmen dieser Entwicklungen darum auch greifbar und in vielen Fällen nachvollziehbar.