Entwerfen SS 11

Wein*Raum

AUFGABE

Weinkeller haben mancherorts ihre ursprüngliche Funktion verloren und deren Zusammenschluß in einer Kellergasse ist oftmals dem potentiellen Verfall preisgegeben. In der Tat findet die ursprüngliche Funktion in den meisten Fällen nicht mehr im Keller statt. Wie kann und soll der freigewordene Raum genutzt werden? Wie schafft man für neue Funktionen ein erhöhtes Maß an Tageslicht herbei? Gegenstand dieses Entwerfenprogrammes ist die Kellergasse in Großharras, nahe der Tschechischen Grenze. Die entwerferische Auseinandersetzung mit diesem Umfeld wird sich nicht zuletzt auch mit Fragen der Widmung und überlebensfähigen Nutzungskonzepten zu befassen haben.

RESUMEE

Weinkeller sehen sich zunehmend dem Verfall preisgegeben. Erschienen zunächst nur vereinzelt Keller verwaist, so sind mittlerweile ganze Kellergassenabschnitte betroffen. In ihrer ursprünglichen Form nicht mehr länger genutzt, können sie jedoch für anderweitige Nutzungen zumindest offiziell nicht herangezogen werden. Das Geld zum Erhalt fehlt vielerorts und die Nutzung scheint ohnedies mit Ausnahme von gelegentlich übers Jahr hinweg stattfindenden Kellerfesten unklar. Dieses Projekt stellte sich der herausfordernden Frage, wie eine dieser Kellergassen mit neuer Funktion zu bespielen wäre, und welche Folgen dies für den baulichen Bestand hätte. Dabei hintangestellt blieb zunächst der Ensembleschutz und das derzeitig geltende Verbot zur anderweitigen Nutzung. Ebenso machte man sich in diesem Projekt frei von allzu detaillierten Finanzierungsfragen für mögliche Neu-, Zu- und Umbauten, wenngleich ein zu erarbeitendes Konzept nicht gänzlich ohne derlei überlegungen auskommen kann.Im Vordergrund stand damit die Erarbeitung realisierungsfähiger Zukunftsszenarien für die ausgewählte Kellergasse in Großharras. Es galt dem Bestand ebenso wie der Topographie gerecht zu werden und mit gezielten Eingriffen eine neue Funktion für einzelne Teile oder den gesamten Gassenverlauf zu entwickeln. Die vorgestellten Projekte Studierender der Fakultät für Raumplanung und Architektur an der TU Wien eröffnen dabei ein überaus breites Spektrum differenzierter Visionen für einen zunächst nicht weiter spektakulär erscheinenden Standort in Niederösterreich. Jedem einzelnen Projekt liegt dabei eine konkrete Nutzungsidee zu Grunde, welche in der Regel auf den Charakteristiken der Gegend, ihrer Lage wie auch ihren Besonderheiten gründet und im Zusammenhang mit dem jeweiligen Konzept dem Kellergassenensemble neues Leben einzuhauchen beabsichtigt. Dass derlei Maßnahmen auch ihren baulichen „Tribut“ fordern, also nicht vor dem Bestand erstarren, diesen fallweise auch verändern und mitunter sogar entfernen, mag in der Natur der Sache oder auch des einzelnen Bearbeiters liegen. Fest steht jedoch, dass der Respekt der bestehenden Substanz gegenüber in jedem Falle gegeben war. Die Einzelentscheidung jedoch, wie mit dem Bestand konkret umgegangen wird, blieb im Rahmen des Projektes dem Entwerfenden überlassen.Betrachtet man nun die Ergebnisse, so begegnen uns zurückhaltende Projekte, ebenso wie zeichenhafte Eingriffe, die der „unscheinbaren Kellergasse“ ein weithin sichtbares Signet gegenüberstellen, welches gleichsam die Besucherschaft von morgen herbeiruft. Eine Besucherschaft die sich von Mal zu Mal zu unterscheiden vermag. So sind es hier die Patienten und Besucher, einer angedachten Rehaklinik, da die Gäste eines klösterlichen Rückzugsortes und dann wieder die jugendlichen Mitglieder eines Treffpunktes für die Gemeinde. Von der Fahrradhotelnutzung über die Entwicklung einzelner Clubräumlichkeiten, bis hin zu Vinotheken, Kunsträumen, Marktplätzen und Badebereichen innerhalb der Kellerröhren bis hin zu einem angedachten neuen Gemeindezentrum spannt sich der Bogen, welcher die Projektvielfalt in ihrer Gesamtheit so interessant erscheinen lässt. Der solcherart „freie“ und unbekümmerte Umgang mit dem Bestandsensemble zeigt uns auf leichtfüßige Art und Weise auf, welches Potential in einer auf den ersten Blick nicht weiter spektakulär erscheinenden Kellergasse ruht. Er setzt durch die vorliegenden Ergebnisse aber auch eine Vielzahl an weiterführenden Gedanken frei und unterstützt uns dabei das Besondere im „Alltäglichen“ sehen zu können!