Entwerfen SS 99

ARCHITEKTUR-RAUM – Ein Zentrum für die Studienrichtung Architektur

Denkhintergrund

Über die adäquate Gestalt einer Architekturausbildungsstätte wurde und wird auch in Zukunft weiterhin nachgedacht werden. Einerseits dienen derartige Institutionen als Vorzeigeobjekte im Architekturdiskurs, andererseits fungieren sie aber auch als Lehr- und Lernumgebungen, auf welche schließlich jederzeit zurückgegriffen werden kann. Sie repräsentieren somit den gebauten Anschauungsunterricht und erteilen die Lektion gewissermaßen im Maßstab 1:1. Es erhebt sich die Frage, in welcher Weise sich ein solcherart gedachtes Gedankenkonstrukt in eine bauliche Erscheinung verwandeln läßt. Ob es ein in sich geschlossener Baukörper oder vielmehr die wachsende, nie zu Ende zu führende Baustelle ist, welche das nötige Umfeld für die Architekturlehre stellt. Mit Sicherheit stellt diese äußere, unmittelbare Art und Weise der Begegnung und Kontaktnahme des Studierenden mit der Welt des Planens und Bauens einen grundsätzlichen Parameter im Verständnis dafür, was denn Architektur überhaupt ist und welche Funktion sie abseits des Witterungsschutzes zu erfüllen habe.

Institute und Einrichtungen, welche die Lehre der Studienrichtung Architektur tragen, sind derzeit verhältnismäßig weit über das TU-Hauptgebäude am Karlsplatz und angrenzende Liegenschaften hinweg gestreut. Ein wenig wird diese Situation zwar durch die nahezu alleinige Nutzung des vierten Stockwerks entschärft, doch könnte eine verstärkte Konzentration nach dem Freiwerden so mancher Räumlichkeiten rundum die Jahrtausendwende realisiert werden. Besonders interessant scheint in diesem Zusammenhang die Vorstellung, den derzeitigen „Hof ohne Titel“ – also jenen Bereich angrenzend an den Lammtrakt des TU-Hauptgebäudes, das ehemalige Hotel Ödenburg, sowie das „Goldene Lamm“ – in Besitz zu nehmen. Verbindungen von und zum 2. Hof sind außerdem nach Auszug der Technischen Versuchs- und Forschungsanstalt vorgesehen.

Zielrichtung

Bereits im 4. Kapitel des „Mittelfristigen Entwicklungkonzeptes“ (das sog. MEK 2000 der Fakultät für Raumplanung und Architektur) werden verschiedene Defizite erläutert. Zunächst wird darin ein verbesserter Zugang für Studierende zu Fachbüchern, Zeitschriften, Katalogen und anderen Informationsmedien gefordert. Ob diese Einrichtung nun als reine Fakultätsbibliothek (Mediathek) oder als Archiv geführt wird, gilt es zu untersuchen. Wichtig erscheint jedenfalls die exklusive Einrichtung von Studierplätzen für Hörer der Studienrichtung Architektur. Darüberhinausgehend ist ein unübersehbarer Bedarf an „Betreuungsräumen“ abzudecken, innerhalb derer Entwurfslehrveranstaltungen durchgeführt werden können. Im Gegensatz zum Hörsaalausstattung sind solche Räumlichkeiten für den „künstlerischen Einzelunterricht in Gruppen“ einzurichten. Eine Hörsaalbestuhlung behindert beispielsweise die Auflage von Planunterlagen zur Gänze.

Leistung

Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung ist vorerst die gemeinsame, programmatische Auseinandersetzung von Bedeutung. Dazu gehört auch die Aufbereitung von Grundlagen für die spätere Entwurfserarbeitung, welche jedoch ausschließlich individuell zu erfolgen hat. Zur Leistung gehört somit die Präzisierung räumlicher Bedürfnisse (Bebauungsstudie) bis hin zur ausschnittweisen Darstellung im Maßstab 1:20 (raumgestalterische Belange). Im Hinblick auf die ganzjährige Nutzung (unter vorhandenen Klimabedingungen) sind entsprechende Vorkehrungen zu treffen.