Studio WS 96/97

RAUM ZWEIER VOLUMEN FÜR EINE(N)…

Der Raum in der Architektur wird allzuoft als das ”verbleibende Nichts” aufgefaßt. Und doch bildet dieses ”Nichts” die Essenz der Architektur:

_Archi= ur…, erst…, haupt…_tektur= …erfinden, …hervorbringen, …verfestigen

Die Umschließung des ”Nichts” wird einerseits durch eine Addition baulicher Elemente und deren Konstellation zueinander gebildet, andererseits durch die Aushöhlung eines Volumens und der damit verbleibenden Umschließung definiert. Die Begrenzungen und deren (Umraum-) Gestalt bzw. Oberflächenqualitäten bestimmen letztlich die räumliche Qualität weitgehend mit.

Obige Themenstellung zielt in erster Linie darauf ab, eine Konfrontation mit den Grundlagen der Kompositorik und weiterführend der Raumgestaltung herbeizuführen. Die maßgebende Bestimmung, nämlich die der zwei Volumen, gestattet es insoferne Einblick in das Zwischenspiel einzelner Objekte zueinander zu nehmen. Die beiden Volumen bilden hiebei zwei möglicherweise manifeste, sprich greifbare, oder aber auch imaginäre Raumumgrenzungen. Das Verhalten der beiden definierten Bereiche zueinander obliegt dabei ganz und gar dem Übungsteilnehmer.

Vorlesung

Parallel zur Übung findet die begleitende Vorlesung mittwochs um 16.00 Uhr im Hörsaal 14A (Hauptgebäude, 3. Stock) statt.

Übungsphase 1: Strukturfindung

Den Einstieg in das Studio Raumgestaltung bildet ein vorbereitetes Strukturmodell (Grundplatte 30 x 45 cm). Ob es das Thema des Raumes im Raum ist, oder aber der Durchdringung, der Kontrastierung, der Überhöhung, der Repetition etc., wird zunächst festgelegt. Dieses Modell hat zum einen alle darstellenden Materialien zu enthalten, welche nötig sind die Struktur visuell zu übermitteln, zum anderen soll es die thematische Idee in groben Zügen vermitteln.

Das mitgebrachte Modell wird in einer kompakten Arbeitsphase einer Überarbeitung unterzogen (Baumaterial ist mitzubringen!), welche klaren Aufschluß über die tatsächlich erkennbare Thematik geben wird. Das Kompositionsprinzip wird analysiert und von Fall zu Fall verstärkt oder auch reduziert. Diese Überarbeitung erfolgt verpflichtend im Raumlabor an jeweils einem Vor- oder einem Nachmittag (21-25.10 / Betreuung im Raumlabor gem. Einteilung von 8-14 oder 14-20 Uhr).

Übungsphase 2: Transformation

Die zweite thematische Definition „FÜR EINEN ……..“ verlangt nach der Zuordnung der Komposition zu einem Personenkreis oder aber auch einer speziellen Tätigkeit. Die Wahl dieser Zuordnung muß mit der Kompositionsthematik eine schlüssige Einheit eingehen; sie bestimmt letztlich die raumgestalterischen Charakteristika der modellhaften Darstellung. Das Strukturmodell aus Phase 1 wird nun in ein Architekturmodell im Maßstab 1:20 transformiert. Das heißt, daß zum einen die Frage nach dem „Sinn und Zweck“ konkret zu beantworten ist und darüberhinaus die einzelnen (abstrakten) Teile in (reale) Architekturelemente zu verwandeln sind. Diese Architekturelemente sind mit Oberflächen zu versehen und konstruktiv zu detaillieren. Es sind darüberhinaus Modellbaumaterialien zu wählen, welche im besonderen der erwünschten Gestalt dienlich sind.

Die einzelnen Transformationsschritte bzw. die Überlegungen zur Architektur werden in der Zeit von 4.11 bis 29.11 im Zeichensaal betreut (wöchentliche Besprechung).

Ergänzend zum Modell 1:20 wird die Transformation auf Papier abgebildet bzw. dokumentiert (Format max A2). Die Darstellung kann sowohl als Zeichnung bzw. als Collage oder als Computerprint erfolgen. Die Modelle werden auf endoskopische Weise betrachtet und fotografiert. Die Auseinandersetzung mit Licht und Schatten wird hiebei erste Erkenntnisse für die dritte Arbeitsphase herbeiführen.

  • Abgabe und Besprechung in den Gruppen am 6.-7. Dezember

Übungsphase 3: Inszenierte Realität

Im Rahmen der dritten und letzten Phase erfolgt die Auseinandersetzung im Maßstab 1:1 während einer zweitägigen Klausurarbeit. Die Umsetzung im Raumexperimentierlabor geschieht in Gruppenarbeit. Es wird, ähnlich wie dies bei Architekturwettbewerben der Fall ist, eine Auswahl aus sämtlichen Übungsbeiträgen (Phase 2) getroffen werden müssen, denn es kann innerhalb der Gruppe nur jeweils eine Simulation in wahrer Größe ausgeführt werden. Einen weiteren Schwerpunkt dieser Übungsphase stellt die praktische Auseinandersetzung mit Kunstlicht dar. Es wird somit die ursprünglich geschaffene Komposition in eine inszenierte Realität übergeführt. So gesehen lohnen sich die Anstrengungen, da eine Chance auf Realisierung gegeben ist!

Vorhandene Mittel sind u.a. Bausteine, Karton, Holz, Gerüststäbe und -knoten, Molinostoffe, Stahlseile und Leuchtmittel. Im Hinblick auf die Restriktionen bei den zur Verfügung stehenden Ressourcen (geringe Vorlaufzeit, kurze Arbeitszeit im Labor und beschränkte finanzielle Mittel) sind strategische Überlegungen anzustellen.

Bewertungskriterien sind aktive Mitarbeit sowie die Erstellung eines Berichtes mit Abbildungen (Durchführung der 1:1-Simulation im Jänner 1997 gem. Einteilung).

  • Abgabe und Besprechung in den Gruppen: Ende Jänner 1997