Entwerfen SS 14

Exploratorium:Karlskirche

AUFGABE

Studierende der Technischen Universität Wien werden zweifelsohne des Öfteren mit dem Blick auf die Wiener Karlskirche konfrontiert sein, ist dieser bedeutsame Kirchenbau doch im unmittelbaren Umfeld dieser Lehr- und Forschungsstätte angesiedelt. Möglicherweise ist man bereits mit dem temporären Aufzug in die unmittelbare Nähe der Malereien im Bereich der zentralen Kuppel gelangt und konnte dabei aufsehenerregende Perspektiven im Inneren des Kirchenbaues für sich entdecken.Es sind die zahlreichen Details, die gezielten Blickbezüge zu umliegenden Bauwerken, wie auch die historischen als auch politischen Hintergründe dieses zentral gelegenen Bauwerkes, welche den Besuchern aus dem In- und Ausland zu veranschaulichen sind. Ziel des geplanten Besucherzentrums, für das es zunächst eine geeignete Position im direkten Umfeld zu finden galt, war es, einem breiten Publikum Inhalt und Bedeutung einer der bedeutendsten barocken Kirchenbauten näherzubringen. Die Art und Weise in welcher im Rahmen dieses denkmalgeschützten Bauwerkes Informationen rund um das Bau-werk und seine Geschichte vermittelt werden können, galt es zu untersuchen.

RESUMEE

Zieht man die große Vielfalt an Lösungen rund um die Fragestellung nach einem Besucherzentrum im Umfeld der Karlskirche in Betracht, so spiegelt sich darin auf deutliche Weise jene Offenheit im Hinblick auf die Thematik wieder, welche zur Strategie des gesamten Projektes wurde. Schließlich galt es im Rahmen des Entwurfsprozesses nicht zwangsläufig ein Museum oder einen Ausstellungsraum im tradierten Sinne zu entwickeln, da etwaige Exponate schließlich nur in beschränkter Zahl vorhanden sind. Vielmehr richtete sich der entwerferische Fokus auf die Baulichkeit und ihre Details selbst. Dass sich die Optimierung hinsichtlich der Zugänglichkeit vereinzelter Bereiche inner- und auch außerhalb des Bauwerkes dabei in vielen Fällen in den Vordergrund schiebt, erscheint im nachhinein gesehen nur allzu klar. Den Besucher näher an die vorhandene Kuppel und deren Fresken heranzuführen, wird dabei zum zentralen Leitgedanken einer Vielzahl der Entwurfsansätze.

So zeigen die nun vorliegenden Projekte auf deutliche Weise auf, dass eine Annäherung an die Karlskirche selbst auf durchaus vielfältige Weise erfolgen kann. Ob es sich nun um die Implementierung eines spektakulären Skywalks oder um zurückhaltendere Balkonaustritte im Inneren des Kirchenraumes handelt, welche den Besucher in luftiger Höhe den Deckenmalereien regelrecht aussetzen, oder ob die Gemälde selbst in einem separaten Bauwerk in bereits aufgearbeiteter Weise dem Betrachter näher gebracht werden, immer wieder gilt es den Besucher zunächst für die Thematik gefangen zu nehmen und ihm schlussendlich die Inhalte dramaturgisch aufzubereiten. So wird der Besucher mitunter tief in den Untergrund geführt, um anschließend wieder in den lichtdurchfluteten Kirchenraum entlassen zu werden oder aber er durchschreitet enge Pfade und schmale bis dato dem Besucher verschlossen gebliebene Zugangstreppen, um danach umso eindrucksvoller die Weite des Kirchen und Kuppelraumes ermessen zu können.

Sichtbar, gleichsam auf Augenhöhe, an das barocke Kirchenbauwerk herantreten zu können erscheint nicht zuletzt aufgrund der Größe und der Bedeutung des ggst. Sakralbauwerkes als besondere Herausforderung. Stets wird dabei im Rahmen des Entwurfsprozesses um die notwendige Distanz gerungen, jenen Respektsabstand der gleichsam zwangsläufig eingehalten werden will, und andererseits wiederum nach Wegen gesucht, diese Distanz zu überwinden, um einen Eintritt, eine Zugänglichkeit oder eine Berührbarkeit überhaupt ermöglichen zu können.

Dieser Diskrepanz zu Folge taucht so manch projektierte Baulichkeit fallweise auch nur Ansatzweise aus dem Untergrund empor und verbleibt beinahe in der Dimension einer Stadtmöblierung. Andere Ansätze wiederum schrecken nicht vor jener Sichtbarkeit zurück und legen teils mutige Zeugnisse zeitgenössischen Architekturschaffens im direkten Umfeld eines der bedeutendsten Sakralbauwerke des Barock vor. Wie auch immer man über den Umgang mit historisch bedeutsamer Bausubstanz denken mag, die breite Palette an Ansätzen zeigt klar und deutlich auf, dass es mehr als eine Lösung im Zusammenhang mit einem Besucherzentrum im Anschluss an die Karlskirche zu geben scheint.