Entwerfen WS 05/06

SMART AIR

AUFGABE

Aus dem „Material“ Luft, resp. den diversen Formen ihrer Umhüllung soll eine tragfähige Überdachung geschaffen werden, welche sowohl vor Wind und Wetter als auch vor der Sonne zu schützen vermag. Das Dach aus Luft gefertigt, wird damit zum Ausgangspunkt gestalterischer wie konstruktiver Überlegungen. Ob darüber hinaus Botschaftenträger oder für den Einsatz in Notsituationen gedacht, ob Low- Budgetlösung oder Highend-roof, einzig das temporäre Dasein sollte als Grundsatz gelten. Fragen nach der Transportabilität, der konkreten Nutzung, dem Aufstellungsort, der Veränderlichkeit, wie auch der Erscheinungsform definieren einen Prozess der Suche, welcher nicht zuletzt immer wieder im Produktionswerk verankert sein sollte.Da beabsichtigt wird, einige der Entwürfe einer konkreten Realisierung zuzuführen wird von Beginn an, ein überaus intensiver Kontakt zur Entwicklung und Fertigung gepflegt. Die im Zuge des Entwerfens vermittelten Grundlagen und weiterführenden Kenntnisse zum Bauen mit dem Werkstoff Luft werden darum unmittelbar in die Entwicklung eben jener neuartigen Bedachungsstrukturen einfließen und die Entwurfsansätze in der Realität überprüfen.

LEISTUNGSUMFANG

Die Entwurfsübung ist entweder im Rahmen eines 4-stündigen Entwerfens (Entwicklung eines einzelnen Dachsegmentes ca 25m2) oder aber im Rahmen eines 8-stündigen Entwerfens (Entwicklung einer weiterführenden Dachstruktur, welche sich durch Koppelungen und Varianten auszeichnet) zu absolvieren.

RESUMEE: BAUEN MIT LUFT

Für gewöhnlich sind es Baumaterialien wie Beton, Stahl, Glas oder Holz, welche den Architekten in seinem Wunsch, Raum zu umgrenzen und einzuhüllen, begleiten. Materialien, die auf Grund von empirischen Erfahrungswerten und teils komplexen Berechnungsmethoden für den Planer greifbar, kalkulierbar und in Folge beinahe risikofrei für räumliche Gestaltungen hinzugezogen werden können. Und ohne Zweifel sind es die baulichen Dimensionen resp. die Arten der Fügung einzelner Werkstoffe, welche den baulichen Ausdruck einer komplexen architektonischen Struktur nachhaltig bestimmen. Es liegt damit auf der Hand, dass der Gestaltfindungsprozess mit wohlbekannten Baustoffen auf gewisse Weise zu mehr oder minder vorhersehbaren Ergebnissen führt.Ganz anders verhält es sich, nimmt man sich eines „Werkstoffes“ an, der weder eingehend untersucht noch bemessen oder gar zu Gänze kalkuliert wurde. Das Entwurfsprogramm „Smart_Air“ setzte sich nicht zu letzt aus diesem Grunde zum Ziel, einem solchen neuen, bis dato erst in den Anfängen untersuchten Werkstoff, näher zu rücken und ihn zum Kernthema einer zielgerichteten Gestaltungsübung zu machen. „Luft“ resp. eine pneumatische Konstruktion sollte zu statisch tragfähigen und raumumschliessenden Lösungen führen, welche unter der Bezeichnung „Dach“ wenn auch im weitesten Sinne, einzuordnen wären. Die nachfolgend vorgestellten Entwurfsprojekte eröffnen demnach ein weitreichendes Spektrum dessen, was eine solch luftgefüllte Textilhaut in Sachen „Dach“ zu leisten vermag. Sie verweisen den Betrachter nicht nur auf den Aspekt des Temporären, welcher der Luftarchitektur gleichsam inne zu wohnen scheint, sondern sie führen auch das Moment chronologischer Abläufe im Zuge der Errichtung und Demontage in den Blickpunkt entwerferischer Betrachtung. Folgerichtig wird nicht selten eine Architektur auf Zeit, möglicherweise nur für Stunden oder gar Minuten, umrissen, ein bauliches Umfeld, das gleichsam auf Knopfdruck erwächst und ebenso rasch wieder in sich zusammenfällt. Angesichts dessen wird Architektur „tragbar“ im wahrsten Sinne des Wortes. Verstaubar in der Einkaufstasche und mitunter auch schon mal größer oder kleiner, je nach Wunsch und Laune.Darüber hinaus sind die Ergebnisse einer solchen Übung nicht mehr länger nur in Grund- und Aufriss darstellbar. Es sind Modelle und Modellstudien welche Zeugenschaft über einen Denkprozess darlegen, der neue Mittel und Werkzeuge geradezu einfordert; Sowohl in darstellerischer als auch umsetzender Weise. Hier wurde im Modell genäht, Luft eingefüllt, verklebt und selbiges letztlich auf seine Tragfähigkeit hin überprüft. Schließlich gilt: was im Maßstabsmodell nicht trägt, wird es vermutlich auch in wahrer Größe nicht tun. So leicht das Bauen mit Luft, gewichtsmäßig betrachtet, auch ist, so komplex sind doch die Vorgehensweisen, welche das Arbeiten an und mit einem „unbekanntem“ Baustoff einfordern.