Entwerfen WS 06/07

liquid dreams

AUFGABE

Das Element Wasser wird zunehmend kostbarer und rarer. Im Gleichschritt entwickelt das Bad, wie auch das Baden und Waschen an sich völlig neue Erscheinungsformen. Der Umgang mit dem flüssigen Element wird eindeutig bewusster und die gesetzten Handlungen erhalten vermehrt Ritualcharakter.Goss man sich dereinst also noch unter zu Hilfenahme eines Kübels Wasser über Kopf und Körper, füllte zuvor am Herd erhitztes Wasser in großformatige Bottiche um darin den eigenen Körper zu versenken, so scheint die Anzahl der Erscheinungsformen scheinbar vordefinierter Handlungen im Bad mehr denn je von Tag zu Tag anzuwachsen. Großformatige Deckenpaneele lassen tropische Regengüsse in einen die Sinne betörenden Raum einfallen. Wasser ob warm, heiß oder kalt wird mit Luft angereichert, mit künstlichem Licht eingefärbt und dreht sich um die eigene Achse bevor es sich über den Körper des Badenden ergießt. Der Umgang mit dem kostbaren Nass erfährt nicht zu letzt ein erweitertes Maß an Sinnlichkeit, die hierzu notwendigen Raumcharaktäre scheinen eingefangen zwischen Magie und Ritual. Die Zeiten jedenfalls, da das Bad als rein funktional betrachtete Nasszelle ein Dasein auf Minimalfläche zu fristen hatte, sind zumindest vorübergehend ad acta gelegt.Das Bad kehrt zurück ins Blickfeld der Wohnumgebung, es tritt aus dem zwischenzeitlich geführten Schattendasein heraus und erobert nach und nach auch den konkreten Wohnbereich, unabhängig davon, ob es sich nun um die eigene Wohnung das Haus oder die temporäre Heimstatt im Sinne eines Hotelumfeldes handelt. Die neue Anforderungen, die längere Verweildauer und nicht zuletzt die „neue“ Atmosphäre verlangen nach neuartigen Gestaltungsansätzen, welche Aufgabenstellung der Entwerfenübung sind. Das Augenmerk gilt realisierungsfähigen Visionen welche das Element Wasser im Wohnumfeld neu positionieren. Fragen nach der Entwicklung oder Auflösung von Abgrenzungen zu anderen Bereichen des täglichen Lebens sind dabei ebenso zu klären wie Fragen der Materialität, Form und Gestaltgebung.

LEISTUNGSUMFANG

Gefordert ist die Erarbeitung eines Konzeptes für die gegenständliche Problemstellung. In weiterer Folge ist die Umsetzung des Entwurfes im Maßstab 1:50 (Plandarstellung, Modellbau) zu erbringen. Darüberhinaus sind charakteristische Bereiche im Maßstab 1:20 darzustellen.

RESUMEE

Zieht man die entstandenen Entwürfe in Betracht, so kommt man nicht umhin, zu erkennen, dass die Visionen rund um das Baden und Waschen in den eigenen vier Wänden oder auch außer Haus keinesfalls ausgeschöpft sind. Eine Vielzahl an neuen bis dato kaum begangenen Pfaden wird hier entlang des Themas Wasser erschlossen. Als durchgängig verbindendes Element erscheint einzig die Neuerfahrung des flüssigen Elementes. Dabei erfuhren die Vorgänge rund um die Reinigung des menschlichen Körpers bereits über die Jahrzehnte hinweg mannigfaltige Veränderungen. Dennoch, ein Ende dieser Entwicklungsgeschichte scheint keinesfalls erreicht, insbesondere dann nicht, wenn man die zum Teil beengten räumlichen Verhältnisse vielerorts und den tendenziell sensibleren Umgang mit dem Wasser in Betracht zieht. Darüber hinaus werden die Handlungen im Bad zunehmend ritualisiert und gleichzeitig die Anforderungen an die einzelnen Stationen des „Reinigungsprogrammes“ spürbar anspruchsvoller. Die Gerätschaften und mobilen wie immobilen Einheiten haben demzufolge mehr zu leisten, als noch vor wenigen Jahren. Sanitäre Einrichtungen bedürfen mitunter der Schichtung, der Stapelung und der Verdrehung. Daraus ergeben sich neuartige veränderliche Badsituationen, welche gegebenenfalls auch notwendigen Freiraum innerhalb eines beschränkten räumlichen Angebotes offerieren. Das Bad wird also zwangsläufig zum Spielgerät und eröffnet in Folge das Tor zu einem durchwegs lustbetonten Umgang mit der gesamten Thematik. Eine, in der alle Sinne gezielt in das Badeerleben miteinbezogen werden. Für den Gestalter gerät es damit zur Aufgabe, den dafür bereitgestellten Raum szenografisch zu betrachten und Handlungsvorgänge innerhalb des Bades strategisch zu bedenken, wie auch potentielle Geschehnisse zumindest in Ansätzen vorab zu umreißen. Die vorliegenden Entwürfe lassen einige wenige Einblicke in diese ritualisierte wie auch raumökonomische Badewelt zu. Sie verfolgen dabei eine bewusste Vielzahl an unterschiedlichen Wegen und stoßen jeweils eine neue Tür zu einer weitaus umfänglicheren Thematik auf, der es in den kommenden Jahren vertieft nachzugehen gilt.