Entwerfen WS 12/13

City Offline? Reconnecting Kaiserebersdorf

AUFGABE

Im Wiener Gemeindebezirk Simmering wurden vor knapp einhundert Jahren die letzten großen Kasernenbauten der k. u. k. Monarchie errichtet. Deren Nutzung blieb bis zum Jahre 1955 erhalten. Danach stand die Unterbringung von Flüchtlingen innerhalb des Komplexes am Programm. Das Umfeld der Bauten ist geprägt von Heterogenität. An der westlichen Seite befindet sich ein „HUMA Einkaufspark“, dessen Eingang jedoch dem Komplex abgewandt ist. Im nördlichen Teil ruht ein unzugängliches Wäldchen, ansonsten dominieren Kleingartengrundstücke. Im Rahmen dieser Entwerfenübung galt es identifikationsstiftende Maßnahmen zu setzen und architektonische Interventionen zu entwickeln, welche einer positiven Stadtentwicklung zuzuarbeiten im Stande sind. Die entwerferische Auseinandersetzung widmete sich den konkreten Fragen rund um die Nutzung des (halb-) öffentlichen Raumes und weiterführend des Geländes der ehemaligen Kaserne.

RESUMEE

Unterzieht man die erarbeiteten Entwürfe einer näheren Betrachtung, so kommt man nicht umhin, zunächst die darin dingfest gemachten Bedürfnisse heraus zu schälen. Bedürfnisse, die sich dem Betrachter zum gegenwärtigen Zeitpunkt innerhalb der vorgefundenen städtebaulichen Situation noch als Defizite präsentieren. Damit seien zunächst Freiräume oder allgemein zugängliche Flächen angesprochen, welche auch tatsächlich zum Aufenthalt einladen und ihren Nutzern entsprechende Möglichkeiten im Sinne einer sportlichen Betätigung oder einer anderweitigen sinnvollen Tagesgestaltung offerieren. Das Bedürfnis nach Bewegung, nach dem einander Treffen, dem miteinander Kommunizieren, dem gemeinsamen Kochen, dem Austausch von Geschichten, dem Produzieren von Gegenständen, aber auch das Bedürfnis nach Rückzug in die eigenen vier Wände oder den eigenen kleinen Garten zeichnet sich damit mittelbar in den dargelegten Konzepten ab. Die Entwürfe erscheinen damit auf den ersten Blick als reich bebildertes Wunschkonzert oder eine von allen finanziellen Zwängen losgelöste Vision eines neuen Kasernenareales Kaiserebersdorf, innerhalb dessen Grenzen nun in Hinkunft gemeinschaftlich gekocht und erlangtes Wissen ohne jegliche Einschränkung geteilt wird. Entlang der neu angelegten Gartenbeete wird in der Gruppe gegärtnert und ebenso geerntet. Da wird getauscht, gemeinsam musiziert und in Werkstätten solidarisch an Tauschgegenständen gearbeitet.

Um diese Vorstellung eines gemeinschaftlich genutzten Stadtraumes auch umsetzen und erhalten zu können, werden unterschiedlichste Wohnformen angedacht und in die vorgefundene urbane Struktur auf unterschiedlichste Weise integriert. Vom Reihenhaustypus mit bewirtschaftbarem Garten über seriell aneinander gereihte Mikrohäuser mit eigenem Freibereich bis hin zum mehrgeschossigen Wohnbau, in und auf dessen Durchgängen, Höfen und Dächern geklettert, gelaufen und gespielt wird, werden unterschiedlichste Wege dargelegt, den städtischen Raum über den bisherigen Status hinaus zu verdichten, ohne dabei jedoch auf erleb- und bespielbaren Freiraum verzichten zu müssen. Das Spezifikum der angedachten Baulichkeiten liegt darum nicht selten in der Verbindung jener dringend erforderlichen Freiräume mit dem Bauwerk selbst. Den Übergängen und Zonen der Transition fällt damit im Zuge des Entwurfes nicht selten das Hauptaugenmerk zu.