Entwerfen WS 18/19

Retz hat Platz: Visionen für 2021

AUFGABE

Zwei Liegenschaften an der Südwest-Ecke des Retzer Hauptplatzes sollen einer Neunutzung zugeführt werden. Teilweise Leerstände und zahlreiche Flächen weitgehend ohne Tageslicht im Bereich der historischen Liegenschaften verlangen nach entsprechenden Nutzungsmöglichkeiten und Vorschlägen zur gezielten Neuorganisation. Denkmalschutz und Ensembleschutz im Rahmen des Hauptplatzes lassen jegliches Vorgehen jedoch erschwert erscheinen. Es galt Visionen und Kompromisse aufzuzeigen, welche das Spannungsfeld entsprechend beleuchten.

RESUMÉE

Zieht man die vorliegenden Entwürfe in Betracht, so wird rasch die funktionelle Breite der Vorschläge in Bezug auf die beiden unterschiedlichen Liegenschaften deutlich. Das schmälere – eher längsgestreckte – Grundstück des Zottl-Hauses erweist sich bei näherem Hinsehen, insbesondere in Bezug auf die Belichtung vor allem im rückwärtigen Bereich (Richtung Vinzenziplatz), als „wahre“ Herausforderung. Das Zuführen von Licht und Offenheit wird damit gleichsam zwangsläufig zum Kernthema nahezu jeden Projekts. Es verwundert demnach nicht, dass teilweiser Abbruch bzw. auch radikaler Rückbau durchaus zu ernstgemeinten Themen werden. Die Lage unmittelbar am Retzer Hauptplatz fordert darüber hinaus im Rahmen des Denkmal- und Ensembleschutzes frontseitig ein hohes Maß an Zurückhaltung ein. In diesem relativ eng gesteckten Feld bezüglich der Beschränkungen gilt es, sich die nötige Freiheit regelrecht zu erkämpfen.

Im Bereich der zweiten zur Bearbeitung im Raum stehenden Liegenschaft, dem sogenannten Aujesky-Haus, scheint der übergeordnete Denkmalschutz jegliches Vorgehen zu dominieren. Die möglichen Aktionsbereiche beschränken sich folgerichtig auf das Innere des Gebäudes und den Hofbereich. Erneut fällt das Augenmerk auf die Themen der Öffnung, der Herstellung einer zeitgemäßen Benutzbarkeit und des Auslotens möglichst vielgestaltiger Bespielungsarten. Hierbei wird der Wunsch nach einem erhöhten Maß an natürlichem Licht oftmals unfreiwillig den Beschränkungen des Denkmalschutzes gegenübergestellt. Die einzelnen Projekte legen Zeugenschaft darüber ab, wie diese Zwiesprache ausfallen kann.

Gemeinsam ist den Entwürfen für beide Projektstandorte jedoch das ablesbare Bestreben nach Belebung, v.a. im Sinne vielfältiger Nutzungen und damit einhergehend einer möglichst heterogenen Nutzerschaft. Diese angestrebte Belebung soll in der Lage sein auf den Hauptplatz auszustrahlen und solcherart die Nutzungsvielfalt gezielt zu erweitern. Somit verwandeln sich die beiden Standorte im Rahmen der Bearbeitung zu Ausläufern und Verzweigungen des Hauptplatzes, die es in Folge von Seiten der Besucher und Nutzer zu erobern, erkunden und nicht zuletzt zu beleben gilt.

Es bleibt zu hoffen, dass die dargelegte Ideenvielfalt ihren Niederschlag findet und die Entwurfsansätze ihren Anteil dazu beitragen, Retz noch vielfältiger zu machen, als es ohnedies schon ist.